Nach bloss drei Filmen – «Le Paradis», «In From the Side» und nun «All the Colours of the World are between Black and White» habe ich schon eine Perle gefunden und bin glücklich sie mit euch zu teilen.
Nicht alle Tage bekommt man einen nigerianischen Film zu sehen, obwohl in der nigerianischen Grossstadt Lagos tausende Filme am Tag gedreht werden, meint Babátúndé Apalowo, der junge Regisseur, der hinter diesem poetischen und künstlerischen Film steht. Nigeria ist auch das Land, wo Nollywood entstand, eine florierende und quasi unkontrollierte Filmindustrie mit teils sehr rudimentären Distributionswegen.
Babátúndé Apalowo hat es nicht gewagt seinen Film in Nigeria zu präsentieren. Aus Furcht vor der Zensur und der drohenden Gewalt, die in Lagos, gleich von 0 auf 100 aufsteigt. Sein Film lässt sich Zeit. In ruhigen, teils langen Einstellungen mit dem Lärm der streitenden oder feiernden Nachbarn im Hintergrund entdecken wir das Leben eines mittelständigen, unverheirateten Nigerianers, der in einem Laden, wo Wetten abgeschlossen werden, auf einen jungen Fotografen trifft, der sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Er weiss nicht was mit den Geschenken des Fotografen anfangen, fürchtet sich vor Berührungen und will diese Männerfreundschaft beenden.
Die zwei verbringen schöne Momente. Schwelgen durch den Dschungel und immer wenn der Protagonist in einem schönen Licht steht oder besonders attraktiv scheint, schiesst der Fotograf ein Bild. Diese Spiegelung der Kamera – die Fotokamera vor der Filmkamera – ist eine sehr elegante “mise en abyme” der künstlerischen Geste eines Regisseurs, der einen liebevollen Blick auf zwei Männer wirft, die sich nicht lieben dürfen, obwohl es sich richtig und gut anfühlt.
Eine sehr schöne und nur punktuell eingesetzte Musik sowie satte Farben der Kleider (die rote Mütze des Fotografen trägt der Filmemacher beim Q&A nach dem Film auch) und Hintergründe lassen in den Zuschauenden Fernweh aufquollen. Am Liebsten wäre man vor Ort und würde die Protagonisten vor ihrer homophoben Umwelt schützen, obwohl das natürlich auch nichts bringen würde. Für mich verdient der Film Bestnote und ich würde mich freuen, wenn er den Goldenen Apfel gewinnen würde.