Nanni Moretti kennen viele, die sich mit italienischem Autorenfilm befassen. Er ist Regisseur und spielt oft selber in seinen Filmen. Berühmt ist sein “Habemus Papam” (IT, FR 2011) mit Michel Piccoli oder “Caro Diario”(IT, FR 1993) in dem er u.a. die letzten Tage von Pier Paolo Pasolini schildert und mit seiner Vespa die Strasse abfährt an deren Rand man den Leichnam des berüchtigten Intellektuellen fand.

In “Tre Piani” zeichnet Moretti eine Freske von italienischen Lebenssituationen auf drei Stockwerken eines römisches Condominiums. Angeführt wird sein Ensemble von der alles und jede/n überstrahlenden Alba Rohrwacher in der Rolle einer “alleingelassenen” Mutter, die mit ihrem Verstand ringt. Über ihr wohnen ein Richterpaar mit ihrem Sohn, der wegen eines Autounfalls mit tödlichem Ausgang ins Gefängnis muss und sich von seinen Eltern alleine gelassen fühlt.

Unter ihnen wohnt die idealtypische Familie der Peninsula: Mann und Frau mit einem Kind. Die Tochter lassen sie gerne bei ihren pensionierten Nachbarn von gegenüber. Als Francesca eines Tages nicht nach Hause kommt und mit dem Nachbar im Park wiedergefunden wird, befürchtet ihr Vater das schlimmste sei vorgefallen. Ironie des Schicksals: Ihr besorgter Vater wird selber eines sexuellen Delikts beschuldigt und zieht schwere Konsequenzen aus einem leichtsinnigen Verhalten.

In drei Sequenzen, die jeweils fünf Jahre auseinanderliegen zeigt Moretti hinter den Kulissen der italienischen Upper (middle) Class. Jede Familie hat in irgeneiner Weise mit der menschlichen Justiz zu ringen und wie so oft in Italien hat auch die Mafia ihre Finger im Spiel.

Dieser Film ist ein schöner Abriss römischer Familien, die im selben Mietshaus wohnen. Morettis Rom ist nicht wie bei Sorrentino ästhetisch aufgepimpt, sondern hart und realistisch. Die Figuren und ihre Frustration sind berührend: Eine Einladung zum Mitfühlen.